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Der letzte Förderwagen berichtet
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Die Demonstration am 27. Oktober 1987 in Hannover
(W. R. Okt. 2010) Am Nach­mittag des 27. Ok­to­ber 1987 waren in deer Bergstadt Bad Grund die Straßen wie aus­gestorben, denn 600 Ein­woh­ner der Ge­mein­de waren in der nie­der­säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt, um gegen die Schlie­ßung des Erz­berg­werks Grund zu de­mon­strieren.
Nach einem Beschluss des Preußagkonzerns im Frühjahr des Jahres 1987 sollte das Bergwerk zum 30. Juni 1988 geschlossen werden.
In der Hauptversammlung der Preußag am 1. Juli 1987 führte der Vorstandsvorsitzende Dr. Saßmannshausen hierzu aus, dass die Preisentwicklung auf dem Weltmarkt für die in der Grunder Lagerstätte relativ metallarmen Blei- und Zinkerze Anlass zur Schließung seien.
In der Bevölkerung wurde der Schließungsbeschluss nicht ohne Widerstand aufgenommen. Ein „Aktionskreis Erzbergwerk Grund“ wurde gebildet, von dem aus der Widerstand organisiert wurde.
Höhepunkt des Widerstands war die Demonstration in der Landeshauptstadt, am 27. Oktober 1987, auf der dem Ministerpräsidenten des Landes Niedersachen, Dr. Ernst Albrecht, vor der Staatskanzlei 19 057 Unterschriften von Unterstützern gegen die Bergwerksschließung überreicht wurden.
Übergabe der 19 057 Unterschriften an MP Dr. Ernst Albrecht vom Betriebsratsvorsitzenden Konrad Loch (re) und Betriebsrat Heinz Grupe (li)
Übergabe der 19 057 Unterschriften an MP Dr. Ernst Albrecht vom Betriebsratsvorsitzenden Konrad Loch (re) und Betriebsrat Heinz Grupe (li)

Als ein kleiner Erfolg der Demonstration musste das Angebot der Landesregierung vom 26. November 1987 gesehen werden, indem diese der Preußag eine finanzielle Unterstützung von 1,5 Mio DM angeboten hatte, wenn der Betrieb des Bergwerks bis Mitte 1990 weiter geführt würde (Schreiben des MP Dr. Ernst Albrecht an den Bezirksleiter der IGBE H. Hartwig).
Mit Beginn des Jahres 1988 hatte sich dann eine Entwicklung sowohl auf dem Weltmarkt als auch innerhalb der Preußag vollzogen, denn die Weltmarktpreise für Blei und Zink waren gegen bisherige Vorhersagen wieder gestiegen und die Werksleitung des Erzbergwerks Grund konnte durch Konzentrierung des Abbaus in ein reichhaltiges Abbaufeld, gewinnbringend arbeiten.
Über die daraus erfolgte Entwicklung hatte der damalige Werksleiter, Diplomingenieur Siegfried Frank, am 24. 02. 1990 beim Bergdankfest zum Ausdruck gebracht: „1989 bestes Jahr beim Erzbergwerk Grund“, eine Aussage, die sich auf das Betriebsergebnis bezog. Immerhin konnte ein Leistungsbeitrag von 17 Mio. DM erreicht werden. (Quelle Harzkurier vom 26.02.1990)
Das positive Betriebsergebnis resultierte aus der plötzlichen Entwicklung des Zinkpreises auf dem Weltmarkt. Hier notierte der Zinkpreis im Februar 1988 mit 1350 DM/Tonne und stieg im Laufe des Jahres auf 3650 DM/Tonne. Allerdings hatte sich die Lage zum Jahresende wieder gedreht und die Tonne Zink lag nur noch bei 2600 DM (Quelle: Der Oberharzer vom 01. März 1990).
Schon Mitte des Jahres 1988, also zu einem Zeitpunkt an dem das Bergwerk bereits geschlossen werden sollte, hatte die überregionale und lokale Presse über die Fortführung des Bergbaus in Bad Grund berichtet. Immerhin konnte dann bis zur endgültigen Schließung des Bergwerks, am 31. März 1992, ein planmäßiger Rückzug erfolgen.
So bedauerlich die Schließung des Erzbergwerks Grund für die Betroffenen und die Region auch ist, es wurde das Möglichste durch die Verschiebung erreicht, wozu auch die Demo in Hannover ihren Beitrag geleistet haben dürfte.

Fotos: W. Rögener

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