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Der Magdeburger Stollen

Eisen und Silber

Der Bergbau ging in Bad Grund wie auch sonst überall im Oberharz bereits im Mittelalter um, hatte aber noch keine größere Bedeutung und kam bereits um 1350 durch die große Pestepidemie zum Erliegen. Die Eisensteingruben am Iberg bei Bad Grund förderten allerdings weiter. Im Jahre 1430 wurde dieser Bergbau erstmals urkundlich erwähnt. Einen nachhaltigen Aufschwung erlangte der Grundner Bergbau Ende des 15.Jahrhunderts unter Herzog Heinrich d. J., der zur weiteren Belebung dieses Reviers 1524 die erste Bergordnung des Harzes für Grund erließ. Grund hatte zu dieser Zeit durch einsetzende Silberfunde die Rechte einer Bergstadt erhalten, war aber immer noch Eisenhüttensiedlung.

Der Stollen

Neben dem Herzog zeigten zu dieser Zeit auch größere Städte Interesse am Bergbau im Harz und bildeten Gewerkschaften zur finanziellen Unterstützung der Grubenbetriebe. Im Bereich von Grund waren Gewerke aus Magdeburg besonders aktiv und auf Silberfunde aus. Im Jahre 1527 begannen sie mit dem Auffahren eines tiefen Stollens zur Entwässerung der neuen Gruben. Der Stollen wurde vom Hübichtal unter dem Iberg vorgetrieben. Bereits damals wurde er nach seinen Betreibern „Magdeburger Stollen“ genannt. Nach und nach wurden alle Grubenbetriebe am Iberg an diesen für den nachhaltigen Betrieb der Abbaue notwendigen Wasserlösungsstollen angeschlossen. Insgesamt erstreckt sich der Magdeburger Stollen über mehr als 2000 m im Iberg. Es folgte eine allerdings nur kurze Blütezeit der Silbergruben in Grund. Vor allem wegen technischer Schwierigkeiten kam der Edelmetallbergbau bereits vor 1550 zum erliegen. Einzig der Eisenerzabbau hatte am Iberg Fortbestand. Letzter Betreiber der Eisengruben war der „Hörder Bergwerks- und Hüttenverein“. Die Förderung endete 1885.

Trinkwasser für die Bergstadt

Bereits bei seiner Auffahrung zeigte sich, daß dieser Stollen nicht nur als Wasserlösungsstollen für die Gruben diente, sondern zugleich Trink­was­ser­ver­sorger für die Bergstadt sein sollte. Schon beim Stollenbau wurde klares Gebirgswasser abgefangen und dank der guten Qualität den Haushalten und Hüttenbetrieben zur Verfügung gestellt. Zur Ableitung gab es damals bereits Wasserleitungen aus Holz, die sogenannten Pipen. Bei Ausschachtungsarbeiten wurden häufig Reste dieser Wasserleitung gefunden. (Sie sind im Bergbaumuseum zu besichtigen) Durch den Magdeburger Stollen verfügten die Grundner Bürger ab dieser Zeit über ausgezeichnetes und ausreichendes Trinkwasser. Einzig in den Jahren 1767 und 1823 war das Wasser durch zuvorige Sommerdürren und frostige,schneelose Winter knapp. Am 18.Oktober 1868 war der Magdeburger Stollen allerdings versiegt. Die Mühlen standen still und die Strassenbrunnen hörten auf zu laufen. Der Grund: Vom Knesebeckschacht aus war ein tiefer Stollen in den Iberg getrieben worden. Dieser lag ca.130 m unter dem Magdeburger Stollen und hatte dessen Wasser abgefangen. Über einen Zeitraum von 10 Jahren behalf sich die Bergstadt mit Wasser von minderer Qualität. Im Juni 1878 erfolgte letztendlich die Abschottung des Knesebecker Stollens mit einem unterirdischen Damm. Erst im Januar 1879, über 200 Tage später, waren die Hohlräume des Ibergs wieder mit (nach damaliger Berechnung 1,2 Mio. m³) Wasser gefüllt und flossen wieder aus dem Magdeburger Stollen.

Vom 13. bis 14. August 1784 weilte der „Dichterfürst“ Johann -Wolfgang von Goethe auf seiner 3. Harzreise, in den Mauern unseres Harzstädtchens und fuhr mit dem Vizeberghauptmann von Trebra aus Zellerfeld in den „Magdeburger Stollen“ ein.

Eine unterirdische Talsperre

1881 wurde der Stollen für die Erzgewinnung aufgegeben. Um die Trinkwasserversorgung sicherer zu gewährleisten, wurden in den Iberger Stollensystemen Dämme zur Erschließung weiterer Bergwässer errichtet, zudem wurden die Holzpipen gegen gußeiserne Druckrohre ausgetauscht. Im Jahre 1885 übertrug der Hörder Bergwerks-und Hüttenverein den Magdeburger Stollen in das Eigentum der Bergstadt Bad Grund. Seither dient er – bis zum heutigen Tage ausschließlich der Wasserversorgung. Zur Erhöhung des Wasservorrates und –drucks wurde 1911 etwa 280 m vom Stollenmundloch entfernt eine Sperrmauer errichtet. Dieser Stauraum riegelt das System Magdeburger Stollen vollständig ab. Das Wasser im Iberg konnte danach um weitere fast 20 m ansteigen, bevor es aus anderen Stollen überlaufend zutage trat. Der mit über 1 Mio. m³ berechnete Wasservorrat dieser unterirdischen Talsperre reicht auch für die heutigen Bedürfnisse der Wasserversorgung der Samtgemeinde Bad Grund (Harz). Pro Jahr werden aus dem Magdeburger Stollen über 300.000 m³ Wasser entnommen.
Text Dr. Ralf Nielbock, Dipl.-Geologe
Die Geschichte des „ Magdeburger Stollens“
Dient seit Jahrhunderten der Trinkwasserversorgung

Zweifellos ist der Magdeburger Stollen das Herzstück der Wasserversorgung in der Samtgemeinde. Er versorgt die gesamten Ortsbereiche von Bad Grund, Windhausen, Teichhütte und Willensen mit Wasser. Auch weite Teile des Flecken Gittelde, da dort das eigene Wasseraufkommen bei weitem nicht ausreicht und Wasser von den Harzwasserwerken teuer eingekauft werden müsste.

Über den Magdeburger Stollen gibt es viel zu berichten.
Die Geschichte reicht in die Jahre um 1500 zurück

Der Wildemänner Pastor Hacke verfasste um 1570 herum in seiner Bergchronik Aufzeichnungen über den Magdeburger Stollen. Die Bergstadt Bad Grund hat diesem Stollen den Silberreichtum und damit verbunden auch die Bergfreiheit zu verdanken.
Der Stollen wurde 1527 aufgefahren. Aus ihm wurde das beim Bergbau anfallende Bergwasser abgeführt, er war somit ein Wasserlösungsstollen. Herzogin Elisabeth, 1503 auf der Stauffenburg zu Hause (1522 verstorben), war eine große Förderin des Bergbaus.
Belegt ist nicht, ob der Stollen bereits zu jener Zeit den Namen Magdeburger Stollen führte oder erst in den Jahren 1527 bis 1528, als die Magdeburger Kaufmannschaft ihn weiter ausbaute.
Der Hackeschen Chronik ist zu entnehmen, dass in den Jahren nach 1528 reger Betrieb im Stollen herrschte und Silber abgebaut wurde. Von Jahr zu Jahr wurde der Stollen erweitert und erstreckte sich mit der Zeit auf rund 1000 Meter.
Beim Stollenbau wurde das Gebirgswasser abgefangen und dank der guten Qualität den Haushalten und Hüttenbetrieben zur Verfügung gestellt. Zur Ableitung gab es damals bereits Wasserleitungen aus Holz, den sogenannte Pipen. Bei Ausschachtungsarbeiten, z.B. dem Bau der städtischen Kanalisation, wurden häufig Reste dieser Wasserleitungen gefunden. Der heute noch anzutreffende Familienname Piepenschneider erinnert an die Kunst des Pipen-Schneiders, die Holzstämme aufbohrten und zusammenfügten, so dass in ihnen Wasser fließen konnte.
Dank des Magdeburger Stollens verfügten die Grundner über zwei Jahrhunderte über ausgezeichnetes und ausreichendes Trinkwasser.

Einzig in den Jahren 1767 und 1823 war das Wasser durch vorangegangene Sommerdürren und frostige und schneelose Winter knapp. Am 18.Oktober 1868 war der Magdeburger Stollen allerdings völlig versiegt. Die Mühlen standen still und die Straßenbrunnen hörten auf zu laufen. Der Grund: Vom Knesebeckschacht aus war ein tiefer Stollen in den Iberg getrieben worden. Dieser lag 40 Meter unter dem Magdeburger Stollen und hatte dessen Wasser abgefangen.
Für Abhilfe sollte eine neue Leitung sorgen. Von der Wiemannsbucht aus wurde Wasser in die Stadt geführt. Offensichtlich aber minderer Qualität, denn die Sterblichkeit nahm zu. Zehn Jahre dauerte dieser Zustand, dann wurde der Stollenvortrieb vom Knesebeckschacht wieder abgemauert. Angenommen wurde, dass das Wasser im Madgeburger Stollen schnell ansteigen würde. Doch dem war nicht so.
Über einen Zeitraum von 10 Jahren behalf die Bergstadt sich mit Wasser von minderer Qualität, Erst im Juni 1878 erfolgte die Abschottung des Knesebecker Suchortstollens mit einem unterirdischen Damm. Im Januar 1979, über 200 Tagen später, waren die unterirdischen Hohlräume des Ibergs wieder mit Wasser erfüllt (nach damaligen Berechnungen 1.2 Mio. m³ Wasser) und flossen wieder aus dem Magdeburger Stollen.
Die Abschließung des Seitendammes erfolgte endgültig am 15. Juni 1878. Erst am 5. Januar 1879, also nach 204 Tagen, floss das Wasser wieder. Die Mühlen drehten sich wieder und die Brunnen in der Stadt lieferten wieder einwandfreies Wasser. Die Tatsache, dass das Wasser 294 Tage brauchte, um wieder so hochzusteigen, ließ Rückschlüsse auf die gewaltigen Hohlräume zu, die sich im Innern des Ibergs befinden.
Wasserwerker Arthur Sachsalver (Bildmitte) erklärt Schulkindern die Trinkwasserversorgungsanlagen.
Nach damaligen Berechungen des Bergingenieurs Rittershaus sollen es 1,2 Mio. Kubikmeter Wasser gewesen sein, um diese Räume wieder zu füllen. Neuerlichen gutachterlichen Berechnungen zufolge könnten rein theoretisch im Jahresschnitt mindestens 1,2 Mio. Kubikmeter Wasser entnommen werden.
1881 wurde der Stollen für die Erzgewinnung aufgegeben. Um die Trinkwasserversorgung sicherer zu gewährleisten wurden in den Iberger Stollensystemen Dämme zur Erschließung weiterer Bergwässer errichtet, zudem wurden die Holzpipen gegen gußeiserne Druckrohre ausgetauscht. Im Jahr 1885 übertrug der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein den Magdeburger Stollen in das Eigentum der Bergstadt Bad Grund. Seither dient er - bis zum heutigen Tage - ausschließlich der Wasserversorgung.
Der Stollen verläuft übrigens vom Mundloch am Hübichweg etwa fünf Meter in den Berg hinein und biegt dann in Richtung Iberg ab. Nach rund 280 Metern befindet sich eine Sperrmauer, hinter der das Trinkwasser für die Bergstadt, die Gemeinde Windhausen, sowie Teile der Gemeinde Gittelde, Badenhausen und Eisdorf gespeichert wird.
Das Wasser, öfters untersucht als zum Beispiel in Flaschen abgefülltes Mineralwasser, ist von ausgezeichneter Qualität.


Der mit über 1 Mio. m³ berechnete Wasser-vorrat dieser unterirdischen Tal-sperre reicht auch für heutigen Bedürfnisse der Wasser-versorgung der Samtgemeinde Bad Grund (Harz). Im Jahresmittel werden dem Magde-burger Stollen ca. 300.000 m³ Wasser ent-nommen.

Siehe auch : Wasserwirtschaftliche Anlagegebiete