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HISTORISCHES & HEIMATLICHES
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Johannifest
Der Johanniruf:
Tripp, trapp, Käsenapp –
heute ist Johannistag!
(Mit diesem Johanniruf zieht man, eine lange Kette bildend, durch die Straßen zu den einzelnen Johannibäumen bzw. um den jeweiligen Johannibaum herum)

Traditioneller Johannisbrauch
in Bad Grund
(vD) Die Harzer feiern gern, und sie freuen sich, wenn ihre Gäste mitfeiern. Nun gibt es ja viele Volksfeste in diesem Mittelgebirge, in der die Menschen seit Jahrhunderten nicht gerade vom Leben verwöhnt werden. Viele Harzer Feste haben historischen Ursprung, der allerdings teilweise nicht mehr eindeutig zu erklären ist. Der Sinn zahlreicher Bräuche ist sozusagen untergegangen, andere lebten neu auf.

Das Johannisfest jedoch wird schon seit dem 4. Jahrhundert am 24. Juni, dem Geburtstag Johannes des Täufers, nirgendwo anders in so althergebrachter Weise gefeiert wie im Harz.
Der Johannistag, der im frühen Mittelalter auch in Süddeutschland gefeiert wurde, geht auf die heidnischen Sonnenwendfeiern vorchristlicher Zeit zurück, und da er nicht ausgerottet werden konnte, ist er vom Christentum übernommen und von der Kirche schließlich zu einem eigenen Festtag umgewandelt worden.

Bei den ursprünglichen Mittsommerfesten stand das Johannisfeuer im Mittelpunkt, das im Mittelalter auf öffentlichen Plätzen der Ortschaften, auf dem Markt oder vor dem Rathaus entzündet wurde, um den Höhepunkt des Sonnenstandes zu feiern. Nach alten Bräuchen, Restbeständen des Aberglaubens, wurden auch Kränze und Knochen, ebenso Tiere – symbolhaft für Hexern – verbrannt.
Durch solchen Abwehrzauber sollte zum Beispiel die von Luft von Krankheiten gereinigt, böse Geister verscheucht und Tierseuchen ferngehalten werden. Böse Mächte zu beschwichtigen, diente auch das Johannisbad, das Opfer an die Flüsse.
Andererseits aber galten das Johannisfeuer, das früher ausdrücklich vom Dorfschulzen angeordnet , umtanzt und übersprungen wurde, die feurigen Räder und Fässer, die die Berge hinabgerollt wurden, überhaupt die ganze Zeit um das Johannisfest als geeignet für allerlei Wunderwerke, für die Erforschung der Zukunft ebenso wie des Liebesglücks.
Soviel zum Ursprung des Johannisfestes, das als lebendiger Volksbrauch erhalten geblieben ist und sich nirgendwo anders so ausdruckreich entfalten konnte wie im Harz, wenn auch in etwas veränderter Form. Denn die heutigen Harzbewohner glauben nicht mehr an Hexenwerk und Zauberformeln, sie wollen aber für ihre Gäste und für sich diese alten Traditionen weiter pflegen.
In Bad Grund hat dieses Johannisfest eine besondere Tradition. Hier sei zunächst auf das Vermächtnis des „Geheimen Sanitätsrats Dr. Helmkampff“ verwiesen, dessen Familie über 300 Jahre in der Umgebung des Harzes, zuletzt in Bad Grund gelebt hat.

Der in Bad Grund geborene und 1919 in Dresden Verstorbene hatte in seinem Testament vom 23. November 1911 u. a. 40.000 Mark für die alljährliche Durchführung eines „Vaterländischen Johannis-Volksfestes“ sowie die Pflege und Unterhaltung der Familiengrab- anlage mit Mausoleum im Horstkamp ausgesetzt.
Dabei hatte Helmkampff die Festfolge bis hin zu den Liedern und Gesängen genau festgelegt.
Das Johannisfest wurde zu dieser Zeit vom Magistrat der Bergstadt organisiert. Nach Ende des Ersten Weltkrieges und der nachfolgenden Inflation ging das Vermögen und damit das Vermächtnis verloren.
Das Mausoleumsgebäude befindet sich jetzt in Privatbesitz in der Anlage des Campingplatzes nahe des Hübichensteines.
Sonderseite Helmkampff-Mausoleum: KLICK Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebte in der Bergstadt Bad Grund (Harz) der Johannisbrauch wieder auf; Schule und Kirchengemeinde, hier die jeweiligen Konfirmandenjahrgänge, aber auch in vielen Straßenzügen wie z. B. in der Pfarrwiese, im oberen Hübichweg beim Brunnen und der unteren Helmkampffstraße beim Milchgeschäft Schlüter wurde am 24. Juni wieder um den Johannisbaum getanzt. Zu dieser Zeit herrschte aber der größte „Betrieb“ jeweils wohl beim Johannisfest, das vom damaligen Kinderheim „Falkeneck“ durch die Leiterin Schwester Elfriede Zumstein und Frau Margarete Schluckebier veranstaltet wurde. Aber im Laufe der Zeit schlief das Interesse immer mehr ein.
1973, so konnte der damalige Ortschronist Lehrer Otto Heizmann in der örtlichen Wochenzeitung „Der Oberharzer“ berichten, erlebte der Johannistag in Bad Grund seine „Auferstehung“. Insgesamt 8 Johannisbäume waren in der Bergstadt aufgestellt. Jedoch den größten Zuspruch in diesem Jahr konnte wohl die „Johannigemeinde Adele’s Eck“ verbuchen, die sich als Nachbarschaftsgemeinschaft unter Leitung ihres „Johannivaters“ Manfred Bielefeld in der Helmkampffstraße hinter der Post zusammengefunden hatte, um im Ortskern diesen schönen alten Oberharzer Brauch mit neuem Leben zu erfüllen. In den ersten Jahren war der Johannibaum direkt hinter den ehemaligen Post im Bereich der Grundstücke Höfert/Flöricke/Heberle/Dörpmund aufgestellt; danach musste man wegen des großen Besucherandranges auf den städtischen Platz vor dem „Altern Backhaus“/“Hotel Evelyn“ ausweichen.
Einen guten Eindruck vom Festgeschehen geben die Fotos aus dem Jahre 2002 (rechts unten) - und zum Vergleich 112 Jahre zuvor, am gleichen Platz aufgenommen - wieder.
Die Vorbereitungen dazu beginnen jeweils Wochen und Monate vorher: Hunderte von Eiern werden ausgeblasen, gefärbt und zu Eierketten zusammengefügt. Der „Johannibaum“, eine große und stattliche Fichte, wird rechtzeitig zum 24. Juni auf dem gegen den Straßenverkehr abgeschirmten Festplatz aufgestellt und dann mit farbenfrohen Papiergirlanden und den liebevoll hergestellten Eierketten geschmückt. Auf die Baumspitze wird nach traditioneller Überlieferung eine aus Eichenlaub und frischen Sommerblumen gebundene Krone gesetzt.Das Johannisfest beginnt nachmittags mit einem großen Kinderfest mit alten und neuen Tänzen, mit Musik, Spielen und Polonäsen, die nur von der Kuchen- und Getränketafel für die Kinder unterbrochen werden. Die Johanniband spielt die überlieferten Johannilieder.
Die begehrten Johannispezialitäten, wie „Käsenapp“ (eingelegter Harzkäse nach altem Geheimrezept), die Johanniburger und andere Speisen vom Grill, nicht zu vergessen aber die berühmten Eierkränze, die extra frisch gebacken werden, sind an den Ständen der Johannigemeinde erhältlich.
In der Abendbrotszeit werden jeweils nicht nur als „Pausenfüller“ entweder eine Blaskapelle oder eine Heimatgruppe engagiert, die die musikalische Unterhaltung übernehmen, bis dann wieder die Johanniband bis in die Nacht wieder zum Tanz um den Johannibaum aufspielt.
Auch in diesem Jahr plant die Johannigemeinde wieder am 24. Juni die Durchführung des Johannisfestes und würde sich über viele junge und alte Gäste aus nah und fern sehr freuen.
Eine Textauswahl der überlieferten Johannilieder ist nachstehend abgedruckt:

Hier ist grün...

Hier ist grün, da ist grün unter meinen Füßenhab’ verloren meinen Schatz, werd’ ihn suchen müssen,dieser, dieser, dieser, dieser wird mir wohl gefallen,dreh Dich um, dreh Dich um, ich kenne Dich ja nicht.Ach nein, ach nein, Du bist es nicht, scher Dich raus, ich mag Dich nicht.Hier ist grün, da ist grün unter meinen Füßenhab’ verloren meinen Schatz, werd’ ihn suchen müssen,dieser, dieser, dieser, dieser wird mir wohl gefallen,dreh Dich um, dreh Dich um, ich kenne Dich ja wohl,ach ja, ach ja, Du bist es ja, der mir ein Küßlein schuldig war..

Jagt mir doch das Hirschlein...

Jagt mir doch das Hirschlein auf der Weide.
Du und Du bist meines Herzens Freude!
Wechselt mir die spanische Pistole,
dass ich mir mein Schätzlein wiederhole.
Ei, so komm’ doch her mein Kind,
dass ich Dich jetzt wieder find.
Treu um Treu und liebe mich
Und vergiss das Küßlein nicht.

.Bub und Spinne

Bub und Spinne gingen in den Wald,
da ward dem Bub die Füße kalt.
Dihollahi dihollahidio dihollahidiho!
Da macht die Spinne Feuer an,
damit der Bub sich wärmen kann.
Da kam ein böser Wirbelwind,
der macht das Feuer aus geschwind.
Da ward die Spinne ärgerlich
Und haut dem Bub ins Angesicht.
Da kam ein guter Wandersmann
und macht das Feuer wieder an.
Da ward die Spinne wieder gut –
Da kann man sehn, was Liebe tut!

.Es war einmal ein kleiner Mann

Es war einmal ein kleiner Mann, juppheidiheida,der nahm sich eine große Frau.Die Frau, die wollt’ zum Markte gehen,der kleine Mann wollt auch mitgehn.Und scherst Du Dich nicht gleich nach Haus,und kehrst Du meine Stube aus.Und als die Frau nach Hause kam,da saß er in der Fensterbankund leckte seinen Teller blank.Da holt die Frau den BesenstielUnd haut dem Mann ein Loch in’n Kopf.Da holt der Mann die Nachbarin:Meine Frau hat mich geschlagen,wir woll’n uns wieder vertragen..

Ein Bauer fuhr ins Holz

Ein Bauer fuhr ins Holz, ein Bauer fuhr ins Holz. Heißa Viktoria, ein Bauer fuhr ins Holz.Er nahm sich eine Frau, er nahm sich eine Frau, Heißa Viktoria, er nahm sich eine Frau.
Die Frau nahm sich ein Kind, ........
Das Kind nahm sich ‚ne Magd, .......
Die Magd nahm sich ‚nen Knecht, .......
Der Knecht nahm sich ‚nen Hund, ......
Der Hund nahm sich ’nen Knochen, .......
Der Mann schied von der Frau ......
Die Frau schied von dem Kind ....
Das Kind schied von der Magd .....
Die Magd schied von dem Knecht ....
Der Knecht schied von dem Hund ....
Der Hund schied vom dem Knochen ....
Der Knochen wird ausgelacht, der Knochen wird ausgelacht, Heißa Viktoria, der Knochen
wird ausgelacht.

Siehe auch hier: Johanni-Gemeinde

Das Johannisfest Anno Dazumal in der Bergstadt:
"Tripp-Trapp-Käsenapp..." - am 24. Juni Johannisfest an "Adeles Eck"
Zur Johannigemeinde

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