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HISTORISCHES & HEIMATLICHES
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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 |2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 |
Rückblick
Auch wir Älteren waren einmal jung
Und liebten so sehr das Leben.
Wir schätzten die Welt, die so klar – so bunt-
Und wollten uns gern in ihr bewegen.
Das hieß auch Aufbruch und Wandern,
Abschiednehmen und Schreiten ins Unbekannte;
Erkennen, was zuvor Eltern benannten,
weil unser Glück in ihnen brannte.
Unser Optimismus mündete im Singen;
Groß war die Freude selbst an kleinsten Dingen.
Märchen und Mythen waren groß geschrieben –
Und Himmelsschlüsselchen waren Grund zum Lieben!
Es waren Zeiten, in denen Blicke und Bände sprachen.
Die Menschen in den Vereinen noch ein Stück Heimat sahen, in denen man entzückt neue Erdenbürger wiegte –
Und im Stall seine Haustiere liebte.
Der liebe Gott war nicht beiseite gestellt
Und seine Engel behüteten unsere Welt.
Zum Frohsein, zum Gutsein, bedurfte es nicht viel:
Und war wir auch planten, es hatte ein Ziel.
Arbeit war ein Stück aller und machte noch Spaß!
Warum? Weil auf ihr gewisser Segen sag!

Nun sind wir alt geworden,
haben Zeiträume durchschritten.
glauben dennoch an Heil’, an einen Morgen,
spüren manchmal den Himmel in naher Mitten.
Und ich, ich denke gerne nach
Über einen verbürgten Satz; den der Reitergeneral
Joachim von Ziethen
zu Friedrich dem Großen, seinen König,
in betrübter Stunde sprach:
„Ihre Majestät: Mein Lächeln, mein Mut und Frieden,
beruht nicht auf das Auffinden von Alliierten!
Meine Husaren und ich, wir wissen doch:
Der Alte dort oben – der lebt doch noch!“

Manchmal is dat Lewen schwoar....
En Paule ßeine Fraue was in den Himmel awgerufen,
hei herre seß Kinner, un moßte seck ne neue suchen.
Un weil he sek düchtig ümmesach,
fehl för ehn auch balle ehne aw.
De Kinner met de Neuen chaut torechte kam,
bit upp den Jüngsten, den Kallemann.
Kamm se nah, verzog hei ßein Gesicht.
Hei mochte de neue Mama nicht.
Et half kein Anfratzen, auch kein Bitten,
dat Wuart „Mama“ ching nich uwer de Lippen.
Dat das sau schwoar was,
herrn se alle nich jedacht.
Man ching tauern Pastor, de wusste doch Rat.
Der: „Stellt den Jungen mit einer Aufgabe ab,
so dass er im Notfall Mama sagt!“

Gesächt, gedan, man ching e an.
Upp den chruten Herd schleppte man
De Melleksupp im Pott heran.
Holzscheite knisterterten, de Uhlen kicherten.

Um des kleinen Trotz zu besiegen,
ward er in seine Aufgabe eingewiesen:
„De Ellern chat jetz innen Stall,
füttern dat Vieh.
Dau bliwst an Herd, un baßt upp de Milch.
Wei daut feste upp deck bauen.
Wenn de Mellek kuket,
moßt dau de Mutter raupen!“
Die Milch klettert schnell im Kochtopf herauf.
Das unbezwingbare Schicksal nahm seinen Lauf...
Schon gellt vom Küchenfenster gen Stall ein Schrei-
Man meint, hier ruft jemand die Götter herbei,
Kallemann ist’s, der kleine Rufer:
„Mien Vadder ßeine zweite Fraue,
de Mellek kuket uwer!“

De Nachbarn versammelt seck uppen Hof,
es war zu vernehmen:
„Da lachste deck kapott...!“
Nau, immerhin, de Kleine herre ßeine Pflicht jedahn;
Drumme behüten wei de Anjelegenheit bei esch-
Un werden es nicht weitersag’n!

„Lank, lank, isset här...“!
Alsau ause Barchverwalter (unser Bergverwalter) uppe Chraube (auf der Grube) „Hilfe Gottes“ hät (hieß) Mäncke. De herre bannich wat to seggen (der hatte bannig viel zu sagen)
Un dat daat he uk (und das tat er auch):
Raukverbut inne Chraube (Rauchverbot in der Grube).
Un brommt erwische he den (und prompt erwischte er den) Brauns Hermanne un den Wourms August beim Smieken (beim Rauchen) De Strate n halben Schichtluhne (ein halben Schichtlohn). Dat dat wah (Das tat weh.) Do August vatelle dat n Mancke ßaine Fraue (Doch August erzählte das den Mancke seine Frau.) Dor hern se ihre Piepen weller (Da hatten sie ihr Geld wieder.)

As eck uppe 11. Sohle. Imme Wästfeld Bause make (Als ich auf der 11. Suhle im Westfeld Pause mache), kümmt d uhle Winkel Hermann datau (kommt der alte Winkel Hermann dazu.) De konne ümmer ßau chau voner Wannertied vertellen (Der konnte immer so gut von der Wanderzeit erzählen): „Alsau as eck anne Waldranne sitte (Also als ich am Waldrand sitze), meck vahuhle (mich erhole), kümmt meck do ahner doher (kommt mir doch einer daher), mett’n kapottem Haut uppen Würsing (mit einem kaputten Hut auf dem Kopf), Huse herre n Dorchpfitt (Hose hatte Löcher) Latschern zarissen anne Mauken (Schuhe zerrissen an den Füßen), Utensilienbeutel ümjehängt

und fröcht meck (fragt mich) na n Berauf und Herkunft (nach dem Beruf und Herkunft).) Eck wolle von ehrm datsilbe wetten (Ich wollte von ihm dasselbe wissen). Sächt de (sagt der) Eck bün Berch- und Dalvervalter (Ich bin Berg- und Talverwalter!) ßaun Streckenklaun! (So ein Streckenclown.)

Aß de Brauns Hermanne smieden täe (Als der Bruns Hermann schmieden tat), laschet errm de Reichert (schlägt ihm der Richard) ähne uppen Daumen (einen auf den Daumen) sau mett Smackes (so mit Gewalt) ching awer sofurt inne Deckung (ging aber sofort in Deckung) von wäche d Retauerkotsche (wegen einer Retourkutsche). Nüscht doe (Nichts da.). Hermanne nümmt den blauen Daumen inne Schnüß (Hermann nimmt den blauen Daumen in den Mund.). Danzet ümme n Amboß (tanzt um den Anmboß) un singet (und singt) „Eck könne deck küssen ... (Ich könnte dich küssen.)!

Alsau, wenn se betten Swerrigkaiten met’n Lesen hawwet: Düs is no de uhle Sreibwaise! De herre eck bi, mienen Schaullehrer Otto Harenberg gelehrt! Eck was chaut! Wenne mine Dikdat no sach, schla he ümmer de Hänne uwern Koppe taußammen und säh: „Ach –du meine Güte!“ Dat präzisierte ause Rektor Schumann: „Dau büst de Lüchte de ärsten Klasse!“ Chaut-watt? ßau ist datt! We hätt-de hätt!

Ein Silbenrätsel: „Fursicht metten Ballermann!“ - Wem gehört der Hut? Ehrlich!
Mien Vadder ching tauern luhne vonner Lohnbuchhaltung, tau Foß, metten Cheldrucksacke uppen Buckel, na Silbernaal, tauern Medingschacht.
Jedanken moke hei seck nich ne Bohne,
er et ja kaner nen annern wat,
un vonne Chelde kreijen se ja fast alle dat Chleiche af.
Allet ching per „Dau“, jeder herre sainen Spitznamen.
Dat Lewen jefiel, un se herren ihren Spaß.
Aß dann dat Luhne vörbei was för den uhlen Mann,
kam nen Jüngerer, de Kemstedten Wolfchange dran.
Nau chalt: Paßunenschutze, ok för das Salär,
ne Bistole, nen Ballermann moßte her.
Do datt hätt no nicht ausjereicht,
en Audo, Fahrer un nen Polezist wörn uk dabaie.
Nau wolle man sek inne Ärstfalle nich plamiern –
Man moßte de Bistole, sauern Schietding, ausprobieren.
Se hult alßau uppen Daternplatze an,
de Polezist rauter, hinner her de Wolfchang.
De Wachtmeister hät de Waffe – er schießt tauer erst –
De Wolfchang was ja no nich ähnmal baim Milidär.
Sie stahet dicht beieinanner, de Schutzmann lächt an –
Et daut ennen Dunnerschlach – ähn Schrai as Antwurt dann.
Sei herren do de Windrichtunje nich berechnet,
nau herren se det Schietgas sülves inne Fresse ....
De Auren brennen, de Luft is chlatt weg,
saunen Schiet, saunen Schreck...
Hoffentlich hätt kainer taujeschaut,
de baiden danzen wai nen Innianer um den Johannisbaum....
Vom Schuten herrn se de Nase vull,
sau vachet de Appetit;
awer konne et denn anners kumme,
wenn de Pollezist Wunderlich hieß?!
Wird vor einem Fest
viel Bier zugesprochen und auch dem Klaren,
fühlt man sich am Folgetage schlecht,
man hängt durch und möchte schlafen.

Zwar reißt man sich zusammen.
So gut es geht, so gut man kann.
Nur keine Pannen! Nur keine Pannen!
Auch nicht von einem rechten Bergmann! –

Ihr Festtag: Ihr Zug schwenkt in die Kirche ein,
man ist ein wenig stolz wie ein Ritter.
So empfindet’s auch der Hauer Heinz,
sein Spitznahme der „Warnecke-Ripper“.

Zwar ist die Predigt gehaltvoll und gut,
doch an Heinzelmann zieht sie vorbei,
ihm fallen die Augen zu, immer wieder zu.

Im Traum ist er noch beim gestrigen Bewirten,
es ist hier so wunderschön im Hause des guten Hirten.
Jetzt Kollekten-Choral, Klingebeutels Runde.
Doch der Ripper pennt – nicht seine Stunde!

Vorsorglich stoßen ihn Kameraden an:
„Mensch! Wach auf! Werde wach – Mann!“
Ein wenig öffnen sich Augen, Heinz rauft die Haare,
doch – was soll das Ding da vor meiner Nase?
Es blitzt auf in seinem ehrlichen Gesicht
Und stellt fest: „Mein Hut isset nich!!

Otto – ein Gentleman
De Chraubenarbt was nie n Pappenstiel
un Staup un Schwaiß den chaw et viel.
Kumet de Männer annes Dachelicht,
waß dat Duschen schönste Pflicht.
UK för Beßeuka Reinlichkait
Stand ne Rieje Wannen berait.
Dat waß uk de Obrichtfrauen Pläsier,
tauern Baden kammen sie Samstag no hier.-

Dor dachten sek de Sani, Pförtner,
Kompressorenwärter und Kauenmann wat aus,
unne fanden de Lösunge wai man da tau schaut.
En Loche moßte her, inne Decke unne Bretterwand,
un ßau vaschlachen, dat niemand wat fand.
Chaut! Unne wenn nau de Badenixen kamen,
ause veire schon uppe lauer laren.

O – war dat scheen – Frauen baim Baden tautausehn.
Hübsche Sachen, wenn de Plitsche-Platsche machen.
De Nixen herrn uk kaine Aile –
De Gucka jenossen düsse Weile...
Naur, för Scheener iß es oft balle Schluß:
Auch haier bassierte, wat moal kümen mot:
Den Oberen ßaine Fraue moßte moat nießen-
Otto raupet „Jesondheit“ – et was tauern schießen!
Inner Zelle – oh wai, oh wai-
De Nackote ümme Hülfe schreit...
De hewwet et ihren Männern jesat,
un de hewwet nen bannigen Knatsch gemacht.
För das Löcher-tauer-moken inner Wand,
moßte Montags de Maurer ran.
Nüscht meer waß et metten Badenixen-Lachen.
Jetzt moßten se erst mal för ne Wiele
chans, chans klane Brötchen backen.
Noch ein Silbenrätsel: Schweigen ist Silber.
Da Michael kimmt vonne Festiväll na Haus,
das Juchendzeltlacher uppe grüne Weische was aus.
Met ßülvestverflächunge, Gedränke, unnen Chrill,
herrn se ihr Fräten, unnen Dorscht gestillt,
Weil nau Chlasflaschen uppe Weische vabuten,
herrn de Bengels korz beschluten:
Alkohol wörd inne Plastikflasche ümmejechuten.-
De Modder ßordiert des Heimkährers ßaftladen,
es gaw waiter nüscht tauer fraren.
Aine Flasche is no draiviertel voll.
Modder denk: upp de Blaumen – is ja toll.
Erkannt, jedan, do wat ist dat?
Alle Blaumen maket schlapp.
Erscht beschänken, dann Köppehängen?
Modder socht am leibsten das Weite,
de chanze Wohnunge stinket no Kneipe!
Da gucket se no mal genau uppe Flasche hin,
staht da uppen Boden: „Vorsicht Gin.“
Schnell wörn nau die Blaumen ummegefüllt.
De Binken hern jenauch n Dorscht gestillt.
Kinners, Kinners, ist dat ne Welt:
Nau staht de Blaumen inne Ausnüchterungs-Zelt!-
Un et schweigt det Sängers Höflichkeit,
et mot niemand geniern;
et cheht schließlich niemand was an,
wat eine meiner Döchter passiert!

Willi Wagener

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