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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 |2 | 3 | 4 | 5| 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13| 14 | 15 | 16 | 17 |
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Kennt ihr den Weg zu lichten Höh’n?“
Wir liebten die Heimat, die Täler,
uns’rer Berge luftige Höhn,
wir schritten durch wogende Felder,
haben viel Schönes gesehn.
Gern verschenkten wir Freude,
die reflektierte stehst zurück,
so gewannen wir neue Freunde,
und dies nennt man Glück!
Wir brachten uns ein auf Feiern,
froher Klang – welche Lust –.
Getragen von der Andern Begeistern
War so leicht und frei die Brust.
Dichter- und Komponisten-Anliegen,
wir schmetterten es hinaus –
im schönsten Jubilieren
ward nur nach vorn geschaut.
1964 Liedertafel Treue aus Hamburg-Finkenwerder und die Glückaufer beim Schärperfrühstück auf der Mausoleum-Wiese
Kurz vor und während der letzten Kaiserzeit (1871-1918) gab es eine epochale kulturgeschichtliche Entwicklung im Reich. Aus den unterschiedlichsten Beweggründen schossen die Vereine wie Pilze aus dem Boden, so erfolgte im Jahre 1862 auch die Gründung des Deutschen Sängerbundes mit seinem Sitz in Köln. Parallel dazu bildeten sich reine Arbeiter-Gesangvereine und diese Entwicklung lief glücklicherweise nicht am Vorharz oder Oberharz vorbei. – Auch nicht an unserer Bergstadt; was Wunder bei dem sangesfreudigen Völkchen. Bei uns in Bad Grund wurde der Männergesangverein „Glückauf“ aus der Taufe gehoben und der Bruderverein „Hercynia“.
Glückaufer Gegenbesuch in Hamburg – Picknick im Obgstgarten-Paradies.
Der Lehrer Richard Blume übernahm die Glückaufer, Konrektor Ernst Schacht die Herzcynen. Die rege Vereinstätigkeit wurde leider von zwei Weltkriegen unterbrochen. Herrschte wieder Frieden, ward wieder gesungen.Ja, nach dem 2. Weltkrieg schlossen sich den beiden Männergesangvereinen je ein guter Frauenchor an: wir hatten zwei leistungsstarke Gemischte Chöre im Ort. Beide Kreise zeichneten sich durch Lebendigkeit, Vitalität un dauch durch Beseelheit aus. Zum Beispiel während vereinsinterner Konzerte, während der Mitwirkung an weltlichen oder sakralen Feiern, bei Jubiläen und Heimatabenden der Kurverwaltung. Die Herzynen unterhielten zudem eine treffliche Theater-Laienspielschar, die Glückaufer den jugendlichen Spaßchor „Knorrige Eiche“. Die Jahres-Abrechnungsvergnügen waren Feste für die ganze Einwohnerschaft. Das waren Porträts der guten Laune, gespickt mit Persiflagen auf alles Mögliche. Was schlummern doch in Menschen für Talente; mein lieber Herr .Gesangverein.... Und während der feucht-fröhlichen Himmelfahrts-Vatertagstouren über Schönhofsblick, Wiemannsbucht, Taternplatz, Iberger Albertturm wurde aus unserem schönen Harz das „Land des Lächelns“!
Unterschwellig beflügelte der Spruch: „Der Herrgott achtet mich, wenn ich arbeite - aber ER liebt mich, wenn ich singe!“
Die Bad Grundner Sangesfamilie verabschiedet ihre eigenen Quartiergäste aus Finkenwerder
Und wie sich alles eben im Leben doch noch einränkt, erfuhren die Glückauer im Jahre 1962: just in dem Monent, als sie ohne Chorleiter, zog der greise – doch sehr vitale – Komponist, Musikdozent und Landeschormeister Wilhelm Bein aus der Landeshauptstadt Hannover nach Bad Grund und konnte als Dirigent gewonnen werden. Besagte Größe hatte bereits im Jahre 1913 mit seinem Döhrener Männerchor in St. Andreasberg das Kaiserpreissingen gewonnen. Ganz klar: Disziplin wurde angemahnt; Repertoire, Leistung und Niveau zogen an. Auch ich wurde jetzt Sänger und lief ein in eine wunderschöne Zeit; verstand alsbald Marie von Ebner-Eschenbachs Vers: „Ein kleines Lied, wie geht’s nur an, dass man so lieb es haben kann, was liegt daran? Erzähle! Es liegt darin ein wenig Klang, ein wenig Wohllaut und Gesang – und eine ganze Seele!“
Die sich bedanken mit dem Lied: „O wie schön ist deine Welt, Vater, wenn sie golden strahle  -. Wenn dein Glanz herniederfällt..!“
Wir stellten uns Großkonzerten im Prunksaal des Oberharzes, im Hotel Römer, mit Streichorchester und Klangsolisten – wir füllten den Saal des Hotels „Der Oberharzer“ – wie das Kirchenschiff der St. Antoniuskirche. Besucherschnitt: 450 Personen. Wir unterhielten gute Beziehungen im Sängerkreis Clausthal-Zellerfeld wie Osterode; wir freundeten uns an mit dem Lehrer-Gesangverein Berlin, dem Silcherbund Hannover (damals 250 aktive Sänger), mit der Liedertafel Treue, Hamburg-Finkenwerder. Dann kam der Tag, an dem Wilhelm Bein abtrat – wieder kam uns in der Person des Komponisten und Sängers Rudolf Stemmler, Wildemann, eine begnadete Kraft zu Hilfe. Sein interpretiertes Soli „La Monta nara » oder « Sist Feieroamt », wird uns begleiten, solange wir leben!
Mit Stemmlers Wildemänner Männerchor vereint: 110 aktive Vollblutsänger, fuhren wir gen Hamburg zur Schallplatten-Aufnahme und die Toningenieure des Norddeutschen Rundfunks wollten nicht glauben, dass es sich um einen lupenreinen Laienchor handelte....! Im anschließenden Konzert in der Offiziersschule des Heeres Hamburg-Wandsbeck bekamen nicht wenige feuchte Augen. Ein Stabsoffnizier sagte mir: „ So etwas Schönes habe ich noch nicht erlebt!“
Großes Weihnachts-Festkonzert im „Oberharzer Hof“ vom Gemischten Chor „Glückauf“
Was ist geblieben? Das Schicksal setzte den Hobel an: Wandel der Zeit. Die Ältesten meldeten sich ab für „den Höheren Chor“; der Nachwuchs blieb aus. Nicht mehr stimmfähig, trotz Chorzusammenlegung: Aus, Aus, Aus! –
Nun hat man ja gehört, dass – wenn mal Dunkelfelder am Firmament – man mal still bleiben sollte, weil der Wind sie ja wieder davon trägt; auch, dass für alle die glaubend hoffen: Am Himmel Ohren offen!“ Schließen wir uns an! Ich schaue mir immer wieder mein altes Liederbuch an, zusammengestellt und herausgegeben von unserem einstigen Sangesvater Wilhelm Bein, der greise Herr selbst zeichnete auf die erste Innenseite des Buches ein Notengebilde mit unterlegtem Begleittest: „Kennt ihr den Weg zu lichten Höhn? Wer fröhlich singt, weiß ihn zu gehen!“ 21. Mai 1962: Seinem Sangesfreunde (mein Name) zum freundlichen Gedenken an Wilhelm Bein.

Willi Wagener

Bild-Nr. 1: 1964 Liedertafel Treue aus Hamburg-Finkenwerder und die Glückaufer beim Schärperfrühstück auf der Mausoleum-Wiese.
Bild-Nr. 2: Glückaufer Gegenbesuch in Hamburg – Picknick im Obgstgarten-Paradies. 1965
Bild-Nr. 3: Die Bad Grundner Sangesfamilie verabschiedet ihre eigenen Quartiergäste aus Finkenwerder, 1964
Bild Nr. 4: Die sich bedanken mit dem Lied: „O wie schön ist deine Welt, Vater, wenn sie golden strahlet -. Wenn dein Glanz herniederfällt..!“ 1964
Bild Nr. 5: „Singen als Sprache der Seelen!“ Großes Weihnachts-Festkonzert im „Oberharzer Hof“ vom Gemischten Chor „Glückauf“ 1962
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