Erzählnachmittag im Dorfmuseum
|
11.6.10,
Windhausen (Sab)
Diejenigen, die das erste Mal das Windhäuser Dorfmuseum besuchten,
waren recht erstaunt, was sie dort zu sehen und von Ewald Klingsöhr
zu hören bekamen. Diejenigen, die jedoch schon mehrmals da waren,
bestätigten, dass es jedes Mal schön und immer wieder interessant
war. Sonst finden regelmäßig die Erzählnachmittage im Gemeinschaftsraum
statt. Jetzt aber riss der Gesprächsstoff bei Kaffee und Kuchen in
der Scheune des Dorfmuseums bei Ewald Klingsöhr nicht ab. Anregungen
gab es genug. Alte Windhäuser Bilder. Das alte Klassenzimmer, das
Schlafzimmer mit der Aussteuerwäsche, die „gute Stube“ und auch das
Kinderzimmer sorgten dafür. Bei einem Rundgang durch die Räume
wurde nur gestaunt. Und auch die Schusterwerkstatt imponierte, genauso
wie das Handwerkszeug der Tischler, Stellmacher, der Landwirte und des
Bergmanns. Auch kleiner Kaufmannsladen, bestückt u.a. mit „Immi und
Bolchen“ aus dem Glas, versetzte in die Zeit der 40er Jahre. Auch ein Gang
durch den Bauerngarten gehörte dazu. Rosmarin, Pfefferminze, Färberkraut,
Salbei, Basilikum, Liebstöckel u.v.a. wird dort angebaut.
Ewald Klingsöhr freute
sich auf das große Interesse. Er würde sich noch mehr darüber
freuen, wenn er auch andere Gruppen, zum Beispiel die Kindergärten,
Vereine und Verbände, begrüßen könnte. Auch viele
Windhäuser wüssten noch nicht, dass es einen so schönes
Dorfmuseum gibt.
Fotos (Sablotny): Beim
Rundgang durch das Museum. Bei Kaffee und Kuchen wurde über „Früher“
viel erzählt. |
Im
Kräutergarten von Ewald Klingsöhr duftet es |
Windhausen
(Sab) Das Dorfmuseum von Ewald Klingsöhr
ist nicht nur in Expertenkreisen bekannt. Viele Besucher, zum Beispiel
Schulklassen, Vereine, Heimatfreunde aus der Nachbarschaft, Wanderfreunde
und Harzklubmitglieder staunen immer wieder über die vielen Exponate,
die Ewald Klingsöhr, Dormuseumsleiter für den Harzklub Windhausen,
ausgestellt hat. Sie staunen aber auch stets über den Kräuter-
und Bauerngarten auf dem gleichen Grundstück im Schlungweg 4. Genauso
wie beim Dorfmuseum. gibt sich Ewald Klingsöhr sehr viele Mühe
um seinen Kräutergarten. Und was es dort alles zu sehen – und auch
zu riechen gibt - ist schon recht bemerkenswert. Und nicht nur das, Ewald
weis genau Bescheid darüber, wo die Kräuter, Gewächse, Stauden,
Bäume, Blumen usw. herkommen, und was sie zum Wachsen, Blühen
und Gedeihen benötigen. Derzeit kann man es sehen. Im ca. 500 m2 großen
Garten blüht und grünt es überall. Die Kräuter haben
es Ewald Klingsöhr besonders angetan. Bei einem Rundgang erzählt
er den Besuchern viel Interessantes darüber. Viele Jahrhunderte hinweg
sei der Kräutergarten die Apotheke des kleinen Mannes gewesen. Geheimnisse
darüber wurden in den Dörfern von Frauen, oftmals Kräuterhexen
genannt, bewahrt. Heutzutage nutzen gesundheitsbewusste Menschen gern die
ältesten Heilmittel, quasi als Bio-Produkte. Das Kräuter- und
Kräuteröle als Würzmittel genutzt werden, ist allgemein
bekannt. Wer kennt nicht Kümmel am Sauerkraut, Senf zum besseren Geschmack
oder Anis an Bonbons? Schon die alten Griechen, so der Kräuterexperte,
kannten die Heilwirkung von über 500 Pflanzenarten. Heute gibt es
Heilkräuter als Teemischungen, Tinkturen, Säfte oder Auszüge
in Reformhäusern, Apotheken oder auch im Supermarkt zu kaufen.
Insbesondere
in Klöstern, so Ewald Klingsöhr, wurden die Pflanzen gezüchtet.
„Aus den Klöstergärten stammen viele meiner seltenen Pflanzen“,
betont er.
Angenehm
riechen die Kräuter, besonders wenn man sie mit den Fingern verreibt.
Nach Pfefferminze oder Curry zum Beispiel. Der Lavendelduft ist ebenfalls
angenehm. Oregano erinnert an leckere Pizzas. Bohnekraut und Estragon gedeihen,
Maggikräuter auch. Natürlich ist beim Gartenrundgang auch Schnittlauch
zu sehen „und zu riechen“. Und was gibt es noch zu sehen? Blumen, wie sie
in Bauerngärten wachsen, Hortensien, Flocks und Ringelblumen gehören
zum Beispiel dazu. Aber auch der Apfelbaum mit der alten Sorte Boskop fehlt
nicht. Sonnenblumen schießen in die Höhe. Stangenbohnen, auch
Fitzebohnen genannt, wurden gestiefelt. Kürbisse fehlen nicht. „Hier,
die Zichorie, sie wurde früher als Kaffeeverstärker für
den „Muckefuck“, genutzt, weis Ewald Klingsöhr zu berichten. Die
Indianernessel, Heimat Amerika, leuchtet rot, Klatschmohn ebenfalls. Ackerkräuter
sind schön anzuschauen und beeindrucken. Seltene Namen wie „Mädel-Süß“
sind zu hören.
Aber
nicht nur Kräuter wachsen in seinem Garten. „Mit diesem Kraut wurde
schon Napoleons Jacke indigo-blau eingefärbt und diese roten Beeren
wurden für die Färbung von Leinen genutzt“. Das Färberkraut
nimmt einen kleinen Teil des Gartens ein.
Es
würde zu weit führen, alle Pflanzenarten, die Ewald Klngsöhr
übrigens oftmals aus deren Samen nachpflanzt, aufzuführen. Ewald
Klingsöhr lädt alle interessierten Personen herzlich ein, seinen
Kräutergarten zu besichtigen und sich dort vieles über deren
Arten, Eigenschaften und Herkunftsorte erzählen zu lassen. Ein Besuch
lohnt sich, so der Harzklub-Zweigverein Windhausen und Ewald Klingsöhr.
Fotos: Der Kräutergarten
von Ewald Klingsöhr ist eine Augenweide – und schön riecht es
auch noch. |
...eine
schöne Windhäuser Geschichte: Pflegemettwurst |
Es
ging und geht doch nichts über eine gute Hausschlachte-Mettwurst.
Aber nicht in jedem Haus, in dem geschlachtet wurde, gelingt das „Altwerden"
der beliebten Stücke. Schuld daran ist entweder die Heizung oder zu
trockene Luft. Reifen muss sie deshalb am besten in einem Lehmschlag, möglichst
auf dem Boden. Riemanns hatten ihn.
Das
wusste man im Dorf. Fritz Riemann war stets hilfsbereit. Er nahm deshalb
auch die „Wurstericken" (Stöcke) mit den herzhaften Köstlichkeiten
„in Pflege". So reiften -zig Schlacken auf seinem Boden. Riemanns Fritze
hatte zehn Kinder, darunter auch Hartmut, genannt „Riemann der Neunte".
Auch er war stets hilfsbereit. Bei den Schützen war besonders beliebt.
Diese hatten dann auch das seltene Vergnügen einer „Mettwurst-Orgie''
feiern zu können. Und das kam so: An einem Schießsonntag im
Frühjahr herrschte wieder, wie so oft, gute Stimmung im Schützenhaus.
Das Mittagessen fie bei einigen Schützenbrüdern, wie so oft,
aus, frei nach dem Motto:
„Wo
ein Brauhaus steht, braucht kein Backhaus zu stehen", oder: „Das bisschen
was wir essen, können wir auch trinken".
Es
wurde später Nachmittag, der Hunger stellte sich ein. Was muss her?
"Ich stifte Brot". Hartmut Riemann schloss sich an: „Ich die Mettwurst".
Es dauerte keine halbe Stunde - der Tisch war gedeckt, einige Messer reichten.
Das Brot kam an und „Riemann der Neunte" schmiss sechs Mettwürste
auf den Tisch. So, nun lasst es Euch gut schmecken...
Es
blieb nichts übrig.
Von
den Pflegemettwürsten bei Riemann fehlten sechs Stück. Gehörten
sie doch Ohses, Kerns, Frickes oder Klauenbergs?. Darüber wurde nicht
gesprochen, wohl aber, dass Hartmut vom „Alten" einiges zu hören bekam.
Ortschronist
Horst Sablotny - der dabei war und dem die Mettwurst auch gut geschmeckt
hat. |
|