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Bad Grund in Anekdoten, Berichten & Gedichten von Willi WagenerSeite 1 |2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 |
Vom Vierbeiner zumVerbrennungsmotor!
„Wu senn de Perde un Kotschen jebliewen - wu senn se henn-
se konne Harzen erwärmen - wei herrn se do ßau leiw?!“------
Die Bergstadt erfreute sich bereits um 1900 des regen Zuspruchs einflussreicher, gut situierter Gäste, die die örtlichen Gegebenheiten liebten. Blühende Kaiserzeit ermöglichte es: Glückliche Verbindung mit verheißungsvollen Aussichten: Man lebte!
Brave Vierbeiner beherrschten das Straßenbild.
Der Fuhrherr Kippenberg erinnerte mit seinem Unternehmen im mittleren Hübichweg an einen Marstall; nur waren hier nicht Pferd und Wagen für den Fürstenhof stationiert: sie mussten hart arbeiten: stramme, belgische Kaltblüter, sechzehn an der Zahl. Da der Chef vorbildlich, streng und gerecht war, lief sein Betrieb wie am Schnürchen.
Das Wasser für die Tränkbottiche floß kristallklar per kleinen Wiesenbächlein vom Königsberg zu; die Hanffuttersäcke hingen in Reihe bereit. Acker- und Wiesenarbeit ward angesteuert, vieltonnnenschwere Lasten zur Grube „Hülfe Gottes“ die Abgunst hochgezogen, im Hochsommer der Wasser-Sprengwagen durch den Ort bewegt;
im Winter räumte der Schneepflug Bahn. – Allein auf dem Bock, ein wenig stolz auf sein Gespann, fuhren die meisten Wagen den hohen Bergwäldern entgegen, auf Straßen, an denen Pferdetränken! Hohlwege – Waldeinsamkeit- Ruhe- bis sie das Köhler- und Waldarbeiterlager weit, weit draußen erreicht hatten.
Wohltuende Vertrautheit zwischen Mensch, Tier und Natur.- Die Lohngelder für ihre Mannschaft holte die Chefin durch die Ratsgasse, in der offenen Schürze, von der Königlich-Preußischen-Berginspektion Grund ab. –
Die temperamentvollen, leichten Warmblüter wurden als Reit- und Kutschpferde verwendet; als Zutiere für die planenüberspannten Omnibusse des Linienverkehrs zwischen der Bahnstation Gittelde-Grund und dem Kurort; sie dienten der Hotellerie für deren ein- und zweispännigen Kutschwagen, sogenannte Landauer mit Klappdeck, die Rundfahrten anboten; ja bis Goslar war „in“.
Diese Pferdeart genügte auch den ortsansässigen Schlachtermeistern für ihren Einkauf im Harzvorland – wie den Molkereiprodukten-Lieferanten (Lüer, Lepa, Hausdörfer, Schlüter). - Sich anmeldende Motorsierung, vielerlei Wachstum, kam mit dem 1. Weltkrieg ins Stocken. Deutschland verlor ihn. Der Kaiser dankte ab.
Bemerkenswert für Bad Grund, da doch hier in Ortsmitte das Denkmal für den 1. Reichspräsident Friedrich Ebert steht, sein 1924 vor dem diplomatischen Korps in Berlin getätigter Ausspruch: „Es ist bei Beginn dieses neuen Jahres der sehnlichste Wunsch des deutschen Volkes in seinem harten und duldenden Ringen um sein Leben und seine Zukunft, dass auch ihm bald das hohe Gut ruhiger Arbeit und friedlichen Lebens im Kreise der Völker beschieden sei!“ –
Dann aber war es soweit: Im Zuge einer positiv-wirtschaftlichen Entwicklung meldete sich die Autoindustrie mit zahlreichen Modellen zu Wort: Lkw, Omnibusse, Pkw und Motorräder. Bekanntlich lässt es sich mit weltabgewandter Seite auch nicht leben. Im Köcher der Zeit steckte schöpferische Flexibilität – wie Freude am Sein!
Hanomag 2, 10 ps von 1927 - genannt: KomissbrotSo besaß als einer der Ersten, Willi Pagel, einen von der Hannoverschen Firma Hanomag hergestellten Kleinwagen! Stärke: 10 PS und ca. 50 km/h.
Wir Kinder boten alle Kräfte auf, würdig befunden zu werden, diese „Ikone der Technik“, diese Straßen-„Heroen“ in Gang zu bekommen...
Was waren wir stolz, wenn endlich eine Qualmwolke aus dem Auspuff knatterte.
Also: die vollautomatischen Getriebe, Servo-Lenkung, Klimaautomatik, Glasscheiben, Karosserien usw. – das „brauchten“ wir nicht.----
Düsse Karrn wörn schlicht upen. Wie moßten mit ner Planke uwer de Wandung einsteig’n. Brust rut, denn jetzt draite Willi mit esch Hüppers ne Runne uppen Schützenplatz (heutige Kurpark).
Allsu met düsse 8-Zylinder Buchatti, Grand Prix und Le Mans herrn wie no nüscht amme Haut. Awer, datau herrn wa wat tau seggen! 8 Zylinder herrn wei ümme Beerdigung-Zoch – vomme Trauerhause gen Kärkhofe chlatt 33 moal uwerbuten. Förn Buchatti herrn wie in Chrunne nen Ligozzi.
Met n Grand Prix senn weia vuhrsichtig! Wer wais, opp dat was Anständiges ist?
Und Le Mans? Den kenne eck jenau. Lehmann wuhne doch bei esch gleich nebenan. Für den moßte eck ümmer de Mötze ziehn, weil de ümmer konne sau chaut Chrammophon spieln!-
Zündapp DB 200Und mein Lehrmeister, Hermann Hüter, belehrte mich 1938: „Junge, jetzt schaffen wir mit meiner „200-er-Zündapp, auf der Geraden, glatte 60 km/h. Wenn die mal bei 100 km/h angekommen sind, geht die Welt unter!“
Sie ging aber nicht unter, und die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Gittelde-Grund legte sich einen stattlichen Wagenpark zu.
Ludwig Ahrend schaffte sich den ersten mondänen Reisebus an. Sein kleines Unternehmen florierte.- Als nach dem 2. Weltkrieg sich ein Wirtschaftswunder abzeichnete, belebten sich auch unsere Straßen und Plätze mehr und mehr mit „schicken Schlitten“.
Da staunte auf dem Marktplatz der alte, allseits beliebte Wanderführer Adolf Hund: „Sau wat, sau wat! Drittan Stücke! (13. Stück)! Autostau! Minsche, Minsche! Dat mößten se en Hannover in de Cheorgstraße, bei Kröpke, erlewen, da wörn se platt! Da herrn se seck verführt!“
Weiteres zum Thema: Un nau, un nau, moket jeck sülvest schlaue!
Stimmet jeck sülvest better ein!
Eck hewwe doch ümmer noch nich den Führeschein!

Willi Wagener

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